Auszug aus einer Rezension bei Amazon auf das Buch Schwarzbuch Tierarzt- dem ist wie ich finde- nichts hinzuzufügen

 

„Wir wissen auch nicht, woraus die optimale Fütterung besteht.“

 

Nun ja, das ist nur die halbe Wahrheit. Man weiß jedenfalls, woraus die optimale Fütterung nicht besteht und welche Nährstoffe lebenswichtig sind. Ich zitiere mal beispiel- und (man möge mir verzeihen) laienhaft aus Meyer/Zentek „Ernährung des Hundes“ – hat ja jeder Tiermediziner, der in Sachen Hundeernährung beraten will, sehr stark verinnerlicht… 

Der Speichel des Hundes enthält im Gegensatz zu uns Menschen keine kohlenhydratspaltenden Verdauungsenzyme (S. 35). Welpen fehlen die Enzyme zur Stärkespaltung bzw. Zuckerspaltung – Amylase und Saccharase – sogar fast vollständig (S.155).

Der Magensaft des Hundes kann einen pH-Wert von unter 1 erreichen (S.25), was einerseits notwendig ist, um pathogene Erreger zu inaktivieren andererseits auch Voraussetzung für die Eiweißverdauung (S.33). Fleisch, Fleischsaft und sogar Wasser regen die Produktion von Magensäure an, stärke- und zuckerhaltige Produkte hemmen sie (S. 25), ebenso wie große Mengen Rohasche im Futter (S.42).

Hunde benötigen hochverdauliches Rohprotein bzw. die darin enthaltenen Aminosäuren (S. 57). Die Verdaulichkeit für Eiweiße tierischer Herkunft ist beim Hund weit höher als bei Eiweißen pflanzlicher Herkunft (S.39f.), wobei die Verdaulichkeit durch Kombination mit schwer verdaulichen Kohlenhydraten (z. B. Stärke) bis zu 20% absinken kann (S.41). Grundsätzlich ist die Aminosäurenzusammensetzung von Getreide für Hunde eher ungünstig (S. 104), die Zusammensetzung ist bei Fleisch und Fleischprodukten jedoch optimal (S. 100). Es ist auch bekannt, dass die Aminosäurenzusammensetzung von bindegewebsreichen Schlachtabfällen ungünstig ist und sie zudem schwer verdaulich sind, weshalb sie nur in Maßen verfüttert werden sollten (S. 102). Eine kohlenhydratreiche Ernährung begünstigt zudem die Bildung von bakteriellen Zahnbelägen (S. 178). Außerdem nimmt mit einer Zunahme des Rohfasergehalts im Futter (durch Gabe von einem hohen Getreide-Anteil) um 1% in der Trockenmasse, die Verdaulichkeit des organischen Futteranteils um 1,6% zurück (S.42). Es wird zwar darauf hingewiesen, dass die Bauchspeicheldrüse des Hundes aufgrund ihrer Enzymausstattung (aber erst im Alter ab etwa 4 Monaten) in der Lage ist, Stärke so gut zu verdauen, dass bis zu 2/3 der Gesamtfutterenergie (nicht Menge!!!) über diese geliefert werden kann (S. 36). Als Maßnahme zur Vorbeugung von Magendrehungen wird andererseits aber empfohlen, den Anteil an Zuckern (Getreide enthalten doch Polysaccharide, oder?) auf 1/3 der Ration zu begrenzen, sowie überhöhte Calcium-Gehalte zu vermeiden (S. 179). Der Calcium-Bedarf des Hundes steigt allerdings mit der Gabe von getreidelastiger Nahrung an, da die im Getreide enthaltene Phytinsäure, Calcium bindet (S. 42). Außerdem sollte das Futter zur Vorbeugung von Magendrehungen nicht trocken, nicht gekocht und nicht stark zerkleinert sein. Auch der Gehalt an Rohasche sollte nicht zu hoch sein (S. 179). Man muss auch man beachten, dass Hunde fast überhaupt gar keine Kohlenhydrate benötigen (Grünbaum/Schimke (2007): Klinik der Hundekrankheiten, S. 111) und dass sie außerdem in der Lage sind, Fett als Energieträger in noch viel größerem Maße, nämlich bis zu 10 g pro kg KM zu verdauen (S.40), was nicht nur 2/3 der Gesamtfutterenergie entspricht, sondern sogar 100%.... 

Ich fasse mal zusammen: der Hund sollte offenbar aus diversen Gründen nicht zu einem Großteil von Getreide oder stärkehaltigen Produkten und bindegewebsreichen Schlachtabfällen ernährt werden, sondern benötigt u.a. hochverdauliches Protein in optimaler Aminosäurenzusammensetzung. 

Basierend auf diesen Fakten, die jedem Tierarzt bekannt sind, wird dann in Tierarzt-Praxen ein Futter empfohlen, was bspw. folgendermaßen zusammengesetzt ist:

Gemahlener Mais, Rinder- und Schweinegriebenmehl, Geflügelmehl, tierische Fette, Proteinhydrolysat, Pflanzenöl, Kaliumcitrat, Leinsamen, Calciumcarbonat, Natriumchlorid, L-Lysinhydrochlorid, Kaliumchlorid, DL-Methionin, L-Tryptophan, Vitamine und Spurenelemente.

Dieses Futter besteht zu einem Großteil aus Getreide (dazu auch noch Mais…) und aus bindegewebsreichen Schlachtabfällen, es ist trocken und enthält zu viel Rohasche (4,7% - vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass das Geflügelmehl wenig Muskelfleisch, dafür mehr Knochen enthält?). Der Hersteller hat dem Futter zwei essentielle Aminosäuren hinzugefügt - warum eigentlich? Diese liegen im Fleisch im optimalen Verhältnis vor - befindet sich etwa nicht genug Fleisch in diesem Futter? … nur einige Kritikpunkte, die mit den wissenschaftlichen Erkenntnisse zu kollidieren scheinen. 

Auch wenn man vielleicht nicht weiß, welche Fütterung optimal ist, man weiß offenbar ganz sicher, dass derartiges Futter es sicher nicht ist…. 

Aber welcher Laie möchte sich denn bitte mit derartigen Fakten auseinandersetzten? Ich habe den M/Z mehrfach gelesen und habe dennoch an einigen Stellen Verständisprobleme, weil ich keine medizinische Fachausbildung durchlaufen habe. Man ist an dieser Stelle auf Fachberatung angewiesen und da diese von vielen Tierärzten ganz offensichtlich nicht erbracht wird (sonst stünde nicht in nahezu jeder Praxis ein Regal gefüllt mir dem o.g. Futter - welches offenbar mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen kollidiert), braucht es ein Buch, welches für Laien verständlich ist. Laien benötigen keine 20 Fußnoten, sie benötigen i.d.R. eine andere Form der Aktivierung und was eignet sich da besser als die traurige Geschichte von Labrador Paule - also Emotionen? Wenn man erreichen möchte, dass sich Hunde nicht mehr ausschließlich von getrockneten, eingefärbten Brocken aus Getreide und bindegewebsreichen Schlachtabfällen ernähren müssen, dann kann man nicht auf komplizierte Quellen hinweisen, denn die würde kein Mensch lesen. Es gibt einen Grund dafür, dass eine gewisse Zeitung mit vier Buchstaben die auflagenstärkste Tageszeitung ist: dem Otto-Normal-Verbraucher schmeckt leicht verdauliche Kost eben besser (ebenso wie dem Hund).